„Tag der CO2-Bilanz“ – Wie schlimm ist die Banane?

Eine einfache SMS: 0,8 Gramm CO2, eine Tasse schwarzer Kaffee: 87 Gramm, eine neue Jeans: 19 Kilogramm und die Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien: 2,7 Millionen Tonnen CO2 – in „Wie schlimm sind Bananen?“ präsentiert der britische Nachhaltigkeitsforscher Mike Berners-Lee den „CO2-Abdruck von allem“. Zumindest behauptet das der augenzwinkernde Untertitel seines unterhaltsamen Buchs. Tatsächlich zeigt der Forscher anhand von über 100 Beispielen, wie hoch die Treibhausgas-Emissionen von mehr oder weniger alltäglichen Dingen sind – von E-Mails und Google-Suchen über Hotelübernachtungen, das Berufspendeln und Verkehrsunfälle bis hin zu Vulkanausbrüchen und Kryptowährungen.

Auf dem Bild liegt eine geschälte Banane auf einer dunklen Oberfläche. Ein Teil der Banane ist in gleichmäßige Scheiben geschnitten, die schräg nebeneinanderliegen. Im Hintergrund befindet sich der ungeschälte Rest der Banane. Das Bild ist hell ausgeleuchtet und zeigt die Textur und Farbe der Frucht deutlich.

Übrigens ist die Banane mit 110 Gramm CO2 pro Stück dem Briten zufolge „ein fantastischer Bestandteil einer CO2-armen Ernährung“. Insgesamt aber ist unser Lebensstil alles andere als CO2-arm: In Deutschland betragen die durchschnittlichen Emissionen unter Berücksichtigung aller Treibhausgase 10,4 Tonnen CO2-Äquivalente pro Kopf und Jahr. Davon entfallen zum Beispiel 2,2 Tonnen auf das Wohnen, 2 Tonnen auf die Mobilität und 1,6 Tonnen auf die Ernährung – das entspräche 40 Bananen pro Tag. Der heutige „Tag der CO2-Bilanz“ möchte ein Bewusstsein schaffen für die Treibhausgas-Emissionen unseres Handelns. Und für die Frage, wie hoch Ihre persönlichen CO2-Emissionen im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt sind – eher niedriger oder doch höher?

Der sonstige Konsum hat in Deutschland den größten Anteil am durchschnittlichen CO2-Fußabdruck; der Anteil des Wohnens liegt leicht über dem der Mobilität, die vor der Ernährung rangiert.

Verständnis entwickeln: (fast) alles hat einen CO2-Fußabdruck

Ein Besuch auf dem Kinderspielplatz, ein Waldspaziergang oder eine Schneeballschlacht – in einem Punkt dürfen wir Mike Berners-Lee leise widersprechen: Nicht wirklich alles hat einen CO2-Fußabdruck. Heutzutage fällt es aber nicht leicht, Beispiele für CO2-neutrales Alltagshandeln zu finden: Noch ist unser Tun allzu oft an einen Ressourcenverbrauch geknüpft. Und der führt meist zu klimawirksamen Treibhausgas-Emissionen. Schauen wir uns deshalb zunächst an, was genau mit dem Begriff „CO2-Fußabdruck“ gemeint ist, und wieso selbst Bananen THG-Emissionen verursachen.

CO2 und andere Treibhausgase

Die globale Erwärmung (der „Klimawandel“) wird durch den Ausstoß bestimmter Treibhausgase (THG) verursacht. Kohlendioxid (CO2) ist zwar das vorherrschende, aber nicht das einzige Treibhausgas. CO2 entsteht immer dann, wenn wir fossile Energieträger verbrennen: Bei einer vollständigen Verbrennung verbindet sich der Kohlenstoff (C) zum Beispiel des Erdöls, des Erdgases oder der Kohle im Verhältnis 1 zu 2 mit dem Sauerstoff (O) der Luft zu CO2. Das passiert in Kraftwerken genauso wie in Triebwerken und Verbrennungsmotoren. Neben dem Kohlendioxid gibt es allerdings weitere wichtige Treibhausgase: Sie machen mengenmäßig zwar nur einen Bruchteil des Kohlendioxids aus, wirken aber um ein Vielfaches stärker als CO2. Dies sind insbesondere Methan (CH4), das vor allem in der Landwirtschaft und von Deponien emittiert wird, sowie Stickoxide wie das „Lachgas“ (N2O). 

Um alle Treibhausgase „unter einen Hut zu kriegen“, das heißt durch eine einzige Größe zu beziffern, werden ihre unterschiedlichen Mengen und Klimawirksamkeiten in „CO2-Äquivalente“ (CO2eq) umgerechnet. Genau genommen ist der „CO2-Fußabdruck“ also ein „CO2eq-Fußabdruck“, der alle Treibhausgas-Emissionen berücksichtigt und die gesamte Klimawirksamkeit zum Beispiel einer Aktivität oder eines Gegenstandes angibt. Der Einfachheit halber ist aber meist  vom CO2-Fußabdruck die Rede – auch in diesem Blogbeitrag.

Auf dem Bild sind zwei rot-braune Kühe mit weißen Flecken auf einer grünen Wiese zu sehen. Die Kuh links blickt direkt in die Kamera, während die Kuh rechts ihren Kopf leicht an die andere anlehnt. Im Hintergrund liegt eine weitere Kuh entspannt im Gras. Der Himmel ist leicht bewölkt.
Große Mengen des Treibhausgases Methan stammen aus der Landwirtschaft, insbesondere aus der Viehzucht.

Direkte und indirekte THG-Emissionen

Eine zweite Unterscheidung ist wichtig: Es gibt direkte und indirekte Emissionen, die der Fußabdruck berücksichtigt. Elektrofahrzeuge zum Beispiel sind ohne direkte (lokale) Emissionen unterwegs – einer ihrer großen Vorteile. Dennoch sind elektrisch betriebene Fahrzeuge nicht gänzlich emissionsfrei: Zum einen verursacht ihre Produktion (und hier vor allem die Batterieherstellung) Treibhausgas-Emissionen; zum anderen ist der getankte Strom immer dann für einen CO2-Ausstoß verantwortlich, wenn er nicht regenerativ erzeugt wurde, etwa durch die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. (Trotzdem haben Elektrofahrzeuge über ihren gesamten Lebenszyklus betrachtet einen großen Klimavorteil gegenüber Verbrennern!)

Die indirekten Emissionen zum Beispiel durch die Produktion von Waren oder den Anbau von Nahrungsmitteln sind der Grund dafür, dass viele alltäglichen Dinge und Aktivitäten einen CO2-Ausstoß verursachen. Deshalb haben zum Beispiel Bananen, Tomaten, Paprika und Kiwis, wenn sie im Supermarkt liegen, bereits einen CO2-Fußabdruck. Und der fällt umso größer aus, je energieintensiver die Herstellung der (Plastik-) Verpackung und je länger der Transportweg ist. Dasselbe gilt für die Tasse Kaffee, die Butter, das neue Paar Schuhe, den Wintermantel und andere Konsumgüter: Für den CO2-Fußabdruck maßgeblich ist der gesamte Lebenszyklus, von der Produktion über Verarbeitung und Transport bis hin zu Nutzung und Entsorgung.

Dreisprung zum Handeln: den CO2-Fußabdruck verringern

Vieles beginnt man mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme – was in anderen Lebensbereichen völlig normal ist, gilt auch für ein klimabewussteres Leben. Der durchschnittliche deutschlandweite CO2-Fußabdruck in Höhe von 10,4 Tonnen CO2eq pro Jahr ist hierbei keine geeignete Grundlage. Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) gibt es nämlich beim CO2-Ausstoß innerhalb Deutschlands „eine große Spannbreite“: Während die klimafreundlichsten 10 % der Bevölkerung mit durchschnittlich 7 Tonnen CO2eq pro Kopf und Jahr auskommen, verursachen die emissionsstärksten 10 % jährlich im Schnitt 17,7 Tonnen CO2eq – etwa das Zweieinhalbfache! Darum empfiehlt es sich, zunächst eine individuelle CO2-Bilanz zu erstellen, um dann zu entscheiden, welche konkreten Hebel man nutzt, um den CO2-Fußabdruck zu verringern.

Ein helles, minimalistisches Schlafzimmer mit hohen weißen Wänden und einer großen, bogenförmigen Fensterfront.
Schickes Altbau-Loft – die CO2-Bilanz hängt statistisch gesehen mit verschiedenen Faktoren zusammen, unter anderem mit der Wohnsituation und dem – oft ebenfalls einkommensabhängigen – Konsum.

1. Schritt: die individuelle CO2-Bilanz aufstellen

Der erste Schritt des Dreisprungs zu einem kleineren CO2-Fußabdruck ist zugleich der leichteste: Mithilfe des CO2-Rechners auf dieser Website, entwickelt unter anderem vom Umweltbundesamt, erstellen Sie Ihre individuelle Treibhausgas-Bilanz (dieser Rechner berücksichtigt neben dem CO2 natürlich auch die anderen Treibhausgase). Mit dem CO2-Schnellcheck können Sie zunächst durch wenige Klicks Ihren persönlichen CO2-Fußabdruck ermitteln und mit dem bundesweiten Durchschnitt vergleichen. Schon das kann spannende Aha-Erlebnisse vermitteln. Eine genauere Analyse erstellen Sie dann unter Meine CO2-Bilanz, wo Sie Ihre Emissionen genauer betrachten, und zwar in den Lebensbereichen Wohnen, Strom, Mobilität, Ernährung und sonstiger Konsum.

Los geht's: Machen Sie gerne eine Lesepause, um den CO2-Rechner aufzurufen und Ihre Treibhausgas-Bilanz zu berechnen. (Keine Scheu: Ich selbst habe das ebenfalls noch einmal gemacht, während ich diese Absätze geschrieben habe.)

2. Schritt: persönliche „Big Points“ und Ansatzpunkte identifizieren

Schauen Sie sich Ihre CO2-Bilanz nun möglichst unvoreingenommen an – dieser zweite Schritt ist nicht ganz so einfach wie der erste, aber immer noch eine nur gedankliche Leistung. 

  • Wie groß ist Ihr Fußbadruck im Vergleich zum deutschen Durchschnitt: Liegen Sie darunter oder darüber?
  • Wie schneiden Sie in den Bereichen Wohnen, Mobilität, Konsum und Ernährung im Vergleich zum deutschlandweiten Durchschnitt ab?
  • Welches sind, unabhängig vom deutschen Durchschnitt, die „Big Points“ Ihrer CO2-Bilanz: In welchem Lebensbereich ist Ihr ökologischer Fußabdruck anteilig besonders groß (und in welchen besonders klein)?
  • Was sind die konkreten Ursachen dafür – zum Beispiel eine fleischbetonte Ernährung, ein großes Budget für den persönlichen Konsum oder bei der Mobilität gelegentliche Flugreisen? Oder eine hohe Jahresfahrleistung mit dem Verbrenner?
  • Wenn Sie Ihren CO2-Fußabdruck analysiert haben und Ihre „Big Points“ kennen: Wo möchten Sie konkret ansetzen, um Ihre persönliche Treibhausgas-Bilanz zu verbessern?
  • Die folgende Illustration hilft, eine erste Antwort auf diese Frage zu finden: Sie zeigt den Schwierigkeitsgrad unserer Alltagsentscheidungen in Abhängigkeit von ihrer Klimawirksamkeit. Wir sehen: Die wirksamsten Entscheidungen sind meist die, die uns am schwersten fallen – vor allem im Bereich der Mobilität, aber auch bei der Ernährung.
Die Ernährung und vor allem die klimabewusste Mobilität können besonders stark zum Klimaschutz beitragen.
  • Wenn Sie hier tiefer ins Thema einsteigen und sich inspirieren lassen möchten, empfehlen wir Ihnen die Toolbox von KliX3, einem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt, mit dem wir seit 2024 kooperieren. Diese Toolbox beinhaltet auch solche Maßnahmen, die man nicht immer wieder, sondern nur einmal umsetzen muss, um seinen Alltag dauerhaft klimafreundlicher zu gestalten (wie zum Beispiel den Wechsel zu einem Ökostromanbieter). KliX3 hilft Ihnen dabei, einen persönlichen Klimaplan aufzustellen, und begleitet Sie über längere Zeit. 

3. Schritt: den CO2-Fußabdruck verringern

Jetzt heißt es: Aktiv werden und vom Wissen ins Handeln kommen – dieser dritte Schritt ist sicher der schwierigste. Gleichzeitig ist er aber auch der wichtigste und lohnendste Schritt: Getreu dem Motto „Einfach machen!“ der Energiewochen 2025 realisieren Sie nach und nach Ihre ersten Ideen, um Schritt für Schritt Ihren CO2-Fußabdruck zu verkleinern und klimabewusster zu leben. Ja, das ist ein ambitioniertes Ziel, aber auch ein schönes – ein Ziel, das Glücksgefühle bescheren kann, wenn man es erreicht.

Um zu erfahren, was Ihr persönlicher Klimaplan konkret bewirkt hat, empfehlen wir, nach ein paar Monaten oder in einem halben Jahr eine neue CO2-Bilanz aufzustellen: Ein (etwas) kleinerer Fußabdruck als bei der ersten Bilanz motiviert und hält uns bei der Stange!

Die Energiewochen 2025 in der Landesverwaltung NRW 

Der „Tag der CO2-Bilanz“ findet im Rahmen der Energiewochen in der Landesverwaltung statt, einer Initiative des Kampagnenteams der „mission E“, an der knapp 50 Behörden mit vielfältigen Vor-Ort-Aktionen teilnehmen. Auf Beteiligung NRW finden Sie das digitale Rahmenprogramm dieses „Energie-Festivals“, ebenso wie die Anmeldeformulare für alle Veranstaltungen. Heute Mittag um 12 Uhr steht ein Fachvortrag zu CO2-Bilanzen und Umwelttipps auf dem Programm, den Dr. Michael Bilharz vom Umweltbundesamt (UBA) exklusiv für die Beschäftigten der Landesverwaltung NRW hält. Zwei Highlights der Energiewochen sind das behördenübergreifende Online-Energiequiz, das noch bis 20.11., 23 Uhr läuft, und die Challenge „Wer löscht die älteste E-Mail?“, an der Sie bis 21.,11, 8 Uhr teilnehmen können.

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